Frau im Sozialismus

Die Emanzipation der Frau im Sozialismus - Theorie und Praxis

von Kirsten Knaack

Die Rolle der Frau in der sozialistischen Theorie

Kurzdefinition Marxismus
Der klassische Marxismus wurde beeinflußt durch die Ideen der europäischen Aufklärung, besonders vom Vernunfts- und Fortschrittsglauben, von den radikal- demokratischen Ideen der Französischen Revolution von 1789 sowie von Theorien der französischen und englischen „Frühsozialisten“ (C.H. Saint- Simon, R. Owen), ebenso von der Philosophie des deutschen Idealismus (G.W.F. Hegel).
Der Leitgedanke der Theorie ist, daß spezifische Klassenkonfliktkonstellationen im Kapitalismus, Bourgeoisie- Proletariat, mit zunehmender sozialökonomischer Entwicklung ihren Unterschied vergrößert, so daß die Notwendigkeit der Revolution eintritt: Die Ablösung des Kapitalismus durch gemeinwirtschaftliche Gesellschaftsformationen (Sozialismus; Kommunismus als angestrebtes Endergebnis).
(nach Schmidt 1992)


Theorie Engels´ zur Entstehung des Patriarchats
Engels sieht die Lage der Frau eng verknüpft mit der des Privateigentums. In seiner Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ schildert er seine Theorie: In der Steinzeit hätten Mann wie Frau produktive Arbeit verrichtet: Der Mann ging zur Jagd, die Frau bestellte z. B. den Garten oder sponn.
Die Entdeckung von Kupfer, Zinn, Bronze und Eisen schließlich brachte den Mann auf den Gedanken, mehr Ackerbau zu betreiben. Da die Frau körperlich nicht in der Lage war, diese schweren Werkzeuge zu bedienen, schaffte sich der Mann Knechte an, die dann die produktive Arbeit übernahmen. Durch den jetzigen Besitz von Privateigentum sei nun auch die Frau das Eigentum des Mannes. Engels nennt diesen Übergang vom Mutterrecht zum Patriarchat „die weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts“ (Engels: „Der Ursprung der Familie...“, zitiert nach de Beauvoir 1994 S. 79).
Diese Theorie wird allerdings nirgendwo von Engels belegt oder weiter begründet, warum z. B. der Besitz von Privateigentum den Besitz der Frau nach sich ziehen müsse.
Die nun unbedingt monogame Familie „ist gegründet auf die Herrschaft des Mannes, mit dem ausdrücklichen Zweck der Erzeugung von Kindern mit unbestrittener Vaterschaft, und diese Vaterschaft wird erfordert, weil diese Kinder dereinst als Leibeserben in das väterliche Vermögen eintreten sollen.“ (im Gegensatz zur vorher matrilinearen Erbfolge) (Engels:“Der Ursprung der Familie...“, zitiert nach Merfeld 1972 S. 58).
Da bei einer Vergesellschaftung der Produktionsmittel die Vererbung von Reichtum fortfallen würde (Produktionsmittel sind der Hauptteil des Erbes), fiele ebenso der Zwang der Ehetreue von den Frauen.
Die Einzelfamilie wäre nicht mehr eine wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft.
Kindererziehung sollte zur öffentlichen Aufgabe gemacht werden, dadurch wäre die Hausarbeit der Frau stark reduziert. Die Frauen könnten in den gesellschaftlich organisierten Arbeitsprozeß eingegliedert werden und würden ökonomisch unabhängig werden. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von der Ehe fiele fort, es bestünde kein Ehezwang, die Chance einer Liebesheirat und die Möglichkeit der Dauer der Ehe nach Dauer der Zuneigung.
(Merfeld 1972 S. 59)

Artikelkatalog

Webkataloge