Frau im Sozialismus

Die Emanzipation der Frau im Sozialismus - Theorie und Praxis

von Kirsten Knaack

DDR-Frauen in Familie, Partnerschaft und Ehe

Das offizielle „sozialistische“ Familienleitbild in der DDR war strikt konservativ: Im Idealfall sollte eine Familie aus einem verheiratetem Paar und 2-3 Kindern bestehen. Allerdings sollte die Frau ständig voll berufstätig sein, wobei zu ihrer Entlastung Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Haushaltshilfen zur Verfügung standen. Lediglich für 1 Jahr nach der Geburt eines Kindes setzten die meisten Frauen mit der Erwerbstätigkeit aus.
Die Hausarbeit sollte nach Vorstellung des Staates von den Eheleuten zu gleichen Teilen erledigt werden.
Bezeichnenderweise wurde die Vereinbarung von Beruf und Vaterschaft nie erwähnt.
In der Realität hatten die meisten Familien jedoch nur 1-2 Kinder, womit die meisten Frauen allerdings schon überfordert waren. Denn die Familie als Institution war noch immer traditionell stark patriarchalisch geprägt (auch dank der besseren ökonomischen Lage der Männer). Die Hausarbeit blieb zumeist an den Frauen hängen. 1
Daher hatten viele Frauen Probleme mit der langen Arbeitszeit 2, wobei ihrer Meinung nach vor allem die Kinderbetreuung litt. Mit einem Kind hatte so manche Frau schon ihre eigene Höchstbelastung erreicht.
Die Arbeit an sich wollten die meisten Frauen allerdings nicht missen. 1982 sagten 60% der 20-40jährigen Frauen aus, daß Arbeit und Familie für sie die gleiche Bedeutung habe. Dies galt bis zum Ende der DDR 1989/90.
Die Eheschließungen erfolgten in der DDR deutlich früher wie in der BRD, weil Ehepaare bei Wohnungsvergabe bevorzugt wurden.
Die Scheidungsrate war in der DDR sehr hoch (was auch auf die relative finanzielle Unabhängigkeit der Frauen zurückzuführen ist).
18% aller Familien waren Ein- Eltern- Familien (zu 98% Mutter und KindEr). 3 Über Alleinerziehende wurde in den Medien so gut wie gar nicht berichtet, da sie nicht in das Familienleitbild paßten. Jedoch bekamen sie die notwendigen staatlichen Hilfen (bevorzugte Kinderkrippenplätze, Finanzausgleich bei Krankheit des Kindes u.a.). Finanziell ging es den meisten Alleinerziehenden jedoch schlechter wie „vollständigen“ Familien, so hatte z.B. eine Frau mit 2 Kindern nur rund die Hälfte des Einkommens von einem Ehepaar mit 2 Kindern. Größere Anschaffungen konnten so nur sehr selten erfolgen.



1 Ca. 2/3 der Frauen verrichtete in der Woche täglich 2-4 Stunden Hausarbeit, dagegen nur etwa 14% der Männer (Helwig/ Nickel S. 152). Allerdings wurde die Verteilung der Hausarbeit unter den Geschlechtern mit zunehmendem Bildungsniveau gleichmäßiger und weniger traditionell (Jutta Gysi- Familienleben in der DDR, Berlin 1984, in: Helwig/ Nickel S. 160).

2 43 ¾ Stunden/ Woche, 40 Stunden/ Woche mit 2 Kindern unter 16 Jahren bei vollem Lohnausgleich

3 Die Väter waren immer zum Unterhalt verpflichtet, egal, ob das Kind ehelich oder unehelich geboren wurde.

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