Frau im Sozialismus

Die Emanzipation der Frau im Sozialismus - Theorie und Praxis

von Kirsten Knaack

August Bebel

August Bebel (1840- 1913) war Mitglied der deutschen Arbeiterbewegung in den 1860er Jahren. Er war Mitgründer sowie später Leiter der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die den sozialrevolutionären Flügel (marxistisch einzuordnen) der Arbeiterbewegung vertrat.

Bebel betitelt die „Frauenfrage“ als „eine Seite der allgemeinen sozialen Frage“ (Bebel:“Die Frau und der Sozialismus“ 1964, S.25; zitiert nach Merfeld 1972 S. 63), die nur durch die Veränderung der Gesellschaftsverfassung gelöst werden könne. 1
Die Grundgedanken sind also denen Marx´ und Engels´ ähnlich.
Da allerdings die Männer aller Klassen Interesse an der Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse hätten, müßten die Frauen an der Seite des Proletariats selbst für ihre Rechte kämpfen, und nicht auf die Hilfe der Männer hoffen.
Bebel sieht in der sozialen Unterdrückung der Frau die Grundlage ihrer ökonomischen Abhängigkeit: Der Mann bestreitet den Lebensunterhalt, dadurch wird die Frau zu seinem Eigentum- mit ihrer Arbeitskraft und mit ihrem Körper. So wird z. B. absolute Keuschheit von ihr verlangt.
Bebel prangert in seiner Theorie stärker als andere sozialistische Theoretiker die repressive Sexualmoral als Mittel zur Sicherung der bestehenden Sozialordnung an.
Die Lösung der „Frauenfrage“ sieht er vor allem in der Erwerbstätigkeit der Frau und ihrer daraus resultierenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit.
Realisiert werden soll die zukünftige Gesellschaft folgendermaßen: Ehemals häusliche Arbeiten der Frauen sollen durch öffentliche Einrichtungen übernommen werden, damit Frauen am gesellschaftlich organisierten Arbeitsprozeß teilnehmen können.
Kinder werden öffentlich und gemeinsam erzogen, damit auch Mädchen ihre Fähigkeiten voll entfalten können.
Insgesamt soll Planmäßigkeit und Ordentlichkeit in das menschliche Leben gebracht werden, so soll z. B. die Jugend in ihrer Ungebundenheit durch gesellschaftliche Einrichtungen gezügelt werden. Ebenso könne die Gesellschaft an sich den Anspruch erheben, daß alle Arbeitsfähigen auch arbeiten werden.

Die Theorien zur Frauenemanzipation von Bebel und Engels, die 1879 und 1884 erschienen, waren die Basis der seit 1890 entstandenen Frauenbewegung.



1 „Die volle und ganze Lösung der Frauenfrage- worunter zu verstehen ist, daß die Frau dem Mann gegenüber nicht nur von Gesetzes wegen gleich steht, sondern auch ökonomisch frei und unabhängig von ihm und in geistiger Ausbildung ihm möglichst ebenbürtig sei- ist aber unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Einrichtungen ebenso unmöglich wie die Lösung der Arbeiterfrage, und so wird der Weg für die Lösung der Frauenfrage auch der Weg für die Lösung der Arbeiterfrage sein.“ (Bebel:“Die Frau und der Sozialismus“ 1891, S. 5; zitiert nach Merfeld 1972 S. 63)

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